Die Zeit der Helden ist vorbei!
Ein namenloser Held pflegte täglich, einen Sparziergang zu machen. Nach nur wenigen Schritten kam er an der Bäckerei vorbei, deren Mitarbeiter es gewohnt waren, stets 10:30 Uhr zur Frühstückspause ein Lungenbrötchen zu sich zu nehmen. Die noch leicht rauchenden Reste warfen sie auf die Straße und machten sich danach an ihre Arbeit.
Der namenlose Held war sich der Zwecklosigkeit bewusst, die Mitarbeiter auf ihr Fehlverhalten hinzuweisen. Das hätte zu keiner Besserung geführt und am Ende wären die Grenzen vernünftigen Verhaltens, wie derzeitig im ganzen Land üblich, schnell überschritten worden. Daher dachte er um, ging in einen Laden und kaufte dort einen ansehnlichen Aschenbecher. Diesen nahm er am nächsten Tag mit und reichte ihn mit einem milden, freundlichen Lächeln den Mitarbeitern der Bäckerei. Die wiederum verstanden das Verhalten des Helden nicht, sodass er den Aschenbecher auf die Fensterbank der Bäckerei stellte. Nun wussten die Mitarbeiter, die gerade an einem neuen Lungenbrötchen naschten, und auch einige Passanten, die ebenso das Fehlverhalten der Bäckerarbeiter kannten und innerlich tadelten, Bescheid, was es mit dem Aschenbecher auf sich hat. Ohne ein Wort und weiteren Blickkontakt drückten die Mitarbeiter die stinkenden Reste ihrer täglichen Sucht in den Aschenbecher und verschwanden in der Bäckerei.
Tag für Tag füllte sich der Aschenbecher, der das Innere der Bäckerei nie erblickte. Dann, während eines neuen Spaziergangs, sahen die Mitarbeiter den Helden, nahmen ihn fest in den Blick, sodass er sich motiviert fühlte, sie zu grüßen. Doch noch bevor er seinen Gruß in Worte fassen konnte, nahm einer der Mitarbeiter den vollen Aschenbecher und kippte ihn auf der Straße genau an der Stelle aus, an der die einzelnen Lungenbrötchenkrümel geschmissen worden. Grinsend widmeten sich die Mitarbeiter wieder ihrer Tätigkeit in der Bäckerei. Die Passanten, die das sahen, schwiegen. Der Held seufzte innerlich und ging seines Weges.